Damian Ich atmete zittrig, krallte mich fester in den Stoff von Yaels Kleidung, schüttelte den Kopf. ,,Ich lass ihn nicht los", zischte ich fest entschlossen. ,,Niemand bekommt ihn", stellte ich klar, hielt den Kleinen in meinen Armen. Niemals würde ich ihn loslassen.
Aleyna ich sah ihn sanft und dennoch traurig an. "Dam... wir müssen los lassen. Wir können noch andere Kinder machen... Wenn wir bereit dafür sind." ich streichelte über seinen Kopf, nahm ihn fest in meine Arme. Es klopfte an der Tür, doch das ignorierte ich erstmal.
Damian Sie nahm mich in die Arme, aber ich schob sie zurück, klammerte mich an Yael. Da war kein Herzschlag mehr. Andere Kinder? Wollte sie ihn einfach so ersetzen? ,,Nein! Ich will keine anderen Kinder", knurrte ich bedrohlich, küsste Yael auf die Stirn. Ich hatte es dieses Mal schon nicht geschafft Vater zu sein. Mein Kind hatte erst sterben müssen, dass ich es verstand. Das nächste würde ich hassen und es immer als Ersatz ansehen. Yael war meinetwegen gestorben. Kein Kind musste das wieder erleben. Ich war so ein Monster.
Aleyna ich sah ihn bedauernd an, strich zärtlich über die Stirn meines Kindes. Der Schmerz hatte alle Emotionen in mir ausgelöscht. Nun klopfte es eindringlicher und ein Arzt trat ein. "Es gibt Hoffnung für ihren kleinen Jungen. Wir haben ein Spenderherz erhalten, wir haben noch genau sieben Minuten um es ihm einzusetzen, sonst sind seine Organe nicht mehr Lebensfähig." ich sah schnell zu Damian, Hoffnung stand in meinen Augen. "Wollen wir..?" fragte ich zaghaft, strich über Yaels kleine Händchen.
Damian Ich starrte den Arzt an. Wollten wir? Ich... ich wusste nicht ob ich das wollte. Aleyna wollte es. Aber ich? Was wenn wir ihn jetzt retteten und ich ein Höllenvater wurde? Ich biss mir auf die Unterlippe, klammerte mich weiter an Yael, senkte dann den Kopf und vergrub meine Nase an seinem Bauch. Ich... er würde leiden. Mit mir als Vater würde er leiden und mit dem Spenderherz vielleicht auch. Er hätte immer Probleme. Nur meinetwegen.
Aleyna "Sechs Minuten." verkündete der Arzt und ich sah Damian drängend an. "Dam, bitte sag was. Sag einfach nein oder ja. Bitte, ich flehe dich an." ich klammerte mich an seinen Unterarm, sah ihm in die Augen. Ich wollte auf jeden Fall dass er mitbestimmte und ich nicht alleine entscheiden musste. Ich wollte dass er ein guter Vater wurde.
Damian Ich griff mir in die Haare, atmete tief durch. Er würde mich hassen. Er hätte Schmerzen. Könnte vielleicht nie richtig Sport machen. Er würde mir an den Kopf werfen, das ich gehen sollte. Und mich nie wieder sehen wollte. Wenn er alt genug war um zu verstehen, wie schrecklich ich mich ihm gegenüber verhalte.
Aleyna "5 Minuten und 32 Sekunden." ertönte es ungeduldig von der Ecke. "Damian!" brüllte ich ihn an, schlug ihm kräftig gegen die Wange. "Entscheid dich!" fauchte ich gefährlich, nahm ihm Yael weg. "Denk nach, was er werden könnte. Wie sehr er uns lieben würde. Wir könnten ihm ein neues Leben schenken. Einen neuen Versuch, dass er sein kleines Leben leben kann." ich stand auf, sah ihn leicht säuerlich an. Er sollte sich entscheiden, jetzt.
Damian Sie schlug mich auf die Wange, mein Körper bebte. Sie schrie mich an, nahm mir dann Yael weg und stand auf. ,,Gib ihn mir wieder", sagte ich bedrohlich, hob den Kopf und sah sie aus wütenden Augen an. Dann stand ich auf, ging drohend auf sie zu. ,,Gib mir sofort mein Kind zurück", flüsterte ich und kniff leicht die Augen zusammen. ,,Sofort!" Fordernd streckte ich die Hände aus.
Aleyna "sag mir zuerst ob du einen lebendigen Sohn haben willst, der dich als Vater liebt, oder einen toten Sohn, der dich nicht mal kennen lernt!" gab ich zurück, baute mich mutig vor ihm auf und sah ihn dunkel an. "Sag es mir!"
Damian Ich sah ihr direkt in die Augen. ,,Ich kann kein Vater sein", flüsterte ich und sah auf das Kind herab. ,,Nehmt ihn, operiert ihn. Aber ich bin weg", flüsterte ich und nahm meine Jacke, zog sie an, verschwand dann auf den Flur hinaus, rannte los Richtung Ausgang. Ich bekam absolut keine Luft. Es war als würde ich wieder in die Ecke gedrängt werden. Und ich wollte keinen Kontakt mehr zu Yael.
Aleyna ich spürte wie ich langsam den Arzt ansah und es aussprach. "Ich möchte ihn nicht operieren. Finden sie ein Kind dass bessere Eltern hat als uns." Ich streichelte Yael ein letztes mal und küsste ihn ganz ganz sanft. "Tschüss, Yael. Denk nicht dass ich dich nicht genug liebe, aber ich habe schon zu lange um Damian gekämpft, als dass ich ihn jetzt gehen lassen könnte." ich machte ein letztes Foto von ihm, wie er friedlich schlief und überreichte ihn dann dem Doktor. "Ich möchte gerne, dass seine Organe jemandem gespendet werden. Alle die sie brauchen können, ausser sein Herz." ich sah ihn ernst an, verließ das Krankenhaus und erst dann kamen mir die Tränen. Im Park setzte ich mich mit Tränenüberströmten Wangen auf eine Bank, zitterte aufgrund der Kälte, schlief vor Erschöpfung dennoch ein.
Damian Ich lief ziellos raus, ging ohne ein echtes Ziel die Straßen entlang, dann nach Hause. Ich schleppte mich hinauf in Aleynas Zimmer, legte mich in ihr Bett, kuschelte mich unter die Bettdecke. Ihr vertrauter Geruch umhüllte mich und ich begann lautlos zu weinen. Ich war so ein Monster. Ich hielt es nicht aus, Vater von einem Kind zu sein das ich nicht genug liebte. Scheiße. Und trotzdem heulte ich.
Aleyna am nächsten Morgen wurde ich von einer älteren Dame geweckt, die fragte ob alles in Ordnung wäre. Sofort strömten alle Eindrücke von gestern Nacht auf mich ein und ich begann zu weinen, erzählte ihr meine Geschichte. Sie beruhigte mich, sagte dass ich mich dafür umso mehr über das nächste Kind freuen würde und dass alles in Ordnung werden würde. Ich schlurfte danach Heim, zitterte am ganzen Körper und hatte mir eine heftige Erkältung eingefangen.
Damian Ich hatte die ganze Nacht lautlos und ohne mich zu bewegen im Bett gelegen und geheult. Ich trug immernoch dieselben Klamotten, das Zimmer war vollkommen abgedunkelt. Mit offenen Augen sah ich mir den Boden an, hatte seit fast 4 Minuten nicht mehr geblinzelt. Es tat fast schon weh. Die Decke war mir iegendwann zu warm geworden, aber ich hatte sie nicht entfernt, weil ich mich nie wieder bewegen wollte. Ich könnte etwas falsch machen. Also schwitzte ich, meine Haare waren zerzaust. Ich lauschte meinem eigenen Atem und wusste irgendwann nicht mehr, wann oder ob ich aufgehört hatte zu heulen.
Aleyna ich klingelte, hustete und kauerte mich in meinem Tshirt zusammen. Als Damian nach einer Weile nicht öffnete, klingelte ich immer drängender und begann nun auch noch meine Stimme heiser zu schreien. Zur Not würde ich auch die Tür eintreten, wenn er nicht öffnete.
Damian Es klingelte. Erst einmal, dann mehrmals. Aleynas Stimme hörte ich wie durch einen Vorhang. Sie würde mich sowieso hassen. Ich sollte abhauen. Meine Sachen packen und abhauen. Aber ich wollte und konnte nicht mehr aufstehen. Meine Augen schlossen sich und ich spürte wieder eine Träne die aus meinem Augenwinkel floss. Mein Körper fühlte sich wie betäubt an.
Aleyna unglaubliche Wut stieg in mir auf, als ich um das Haus lief, mir ein offenes Fenster suchte und von dort aus flink einstieg. Ich stürmte nach oben ins Zimmer, schrie Damian an. "Nur weil du in deiner Trauer versinkst, zu egoistisch und selbstsüchtig bist, musste unser Sohn heute Nacht sterben. Du machst mir nicht die Tür auf, obwohl es MEIN HAUS IST!" man hörte deutlich die Empörung und den Frust in meiner Stimme, es war kein schreien mehr, eher ein Brüllen und Kreischen zugleich. "KANNST DU BITTE MAL AUFHÖREN IN DEINER TRAUER ZU VERSINKEN WEIL DU EIN ACH SO SCHLECHTER VATER BIST!? ES. GEHT. HIER. NICHT. UM. DICH. DAMIAN.!!" ich öffnete nocheinmal den Mund um weiterhin zu schreien, ließ es dann aber und drehte mich wortlos um, bevor ich ins Bad ging und mich heiß duschte. Meine Stimme war fast nicht mehr vorhanden, erst die Nacht draussen und dann die Wut auf Damian..
Damian Sie kam, schrie mich an, aber das alles prallte an mir ab. Das es meine Schuld war wusste ich selbst. Als sie ins Bad ging, stand ich auf, packte ein paar Klamotten zusammen und ging schluchzend die Treppe nach unten, öffnete unten die Tür, hängte mir den Rücksack über die Schulter, schwang mich dann auf mein Motorrad.
Aleyna ich hörte noch, wie er die Haustüre zu schlug, eilte zum Fenster und öffnete es. "Wenn du gehst, werden wir es beide nicht verkraften. Wir brauchen uns jetzt mehr als zuvor und am besten noch einen paartherapeuten." ich sah ihn ernst an, sah hinunter auf die Straße. "Komm zurück, Damian. Renn nicht vor deinen Problemen weg."
RpgFever
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26.03.2017 19:56
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